Die Zahl solarthermisch unterstützter Wärmenetze nimmt in Deutschland zu. 23 Anlagen mit fast 50.000 Quadratmeter Solarthermie-Kollektoren speisen bereits in Wärmenetze ein. Die Branche rechnet mit beschleunigtem Wachstum. Mit 14 weiteren Anlagen, die nach einer Erhebung des Steinbeis Forschungsinstituts Solites bereits in Bau, Planung oder konkreter Vorbereitung sind, dürfte sich die Kollektorfläche netzgebundener Solarthermie in den kommenden zwei bis drei Jahren mindestens verdoppeln.

Diese Prognose wagte Solites Institutsleiter Dirk Mangold beim zweiten Forum Solare Wärmenetze in Stuttgart am 30. Mai. Bei der Veranstaltung ging es nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie einer zunehmenden Einbindung von Solarthermie in Wärmenetze. Werner Lutsch, Geschäftsführer des Energieeffizienzverbandes AGFW, in dem die deutsche Fernwärmebranche organisiert ist, betonte das Verbandsziel, dass sich der klimaneutrale Energieanteil in den Fernwärmenetzen verdoppeln soll. Die Solarthermie sieht er dabei als eine der wesentlichen Techniken.

Die acht Hersteller solarthermischer Großanlagen, die sich zur „Initiative Solare Wärmenetze“ zusammengeschlossen haben, orientieren sich an der Gebäudeeffizienzstrategie der Bundesregierung. Demnach soll der bislang verschwindend kleine Anteil der Solarwärme an der Fernwärme bis zum Jahr 2050 auf 15 Prozent steigen. Rund 30 Millionen Quadratmeter Kollektorfläche wären dafür erforderlich. Verteile man diese Zahl gleichmäßig auf die kommenden Jahre, so ergebe sich ein jährlicher Ausbau von rund 1 Million Quadratmeter, rechnete Volker Winter, Vertriebsleiter für Großanlagensysteme bei Bosch Thermotechnik im Namen der Hersteller-Initiative vor. Die Industrie sei bereits heute in der Lage, diese Anforderung zu erfüllen, so Winters Kernbotschaft: „Die Technik ist leistungsfähig, sie ist wirtschaftlich und die Kapazitäten in der Industrie sind vorhanden.“ Wertvolle Anreize gebe in dieser Situation die finanzielle Förderung großer Solarthermieanlagen durch den Bund. Die in der Initiative zusammengeschlossenen Unternehmen plädieren gleichwohl für die Verteuerung des Preises für CO2-Emissionen zur Beschleunigung der Wärmewende. Über politische Unterstützung könne sich die große Solarthermie allerdings derzeit nicht beklagen, meint Dirk Mangold: „Aus unserer Sicht stehen die politischen Signale für solare Wärmenetze sehr gut.“

Auch im Stuttgarter Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, wo das Forum Solare Wärmewende schon zum zweiten Mal zu Gast war, genießt die Technologie der solaren Wärmenetze hohen Stellenwert. Staatssekretär Dr. Andre Baumann sagte: „Solarwärme in Verbindung mit Wärmenetzen ist für Baden-Württemberg eine sehr aussichtsreiche Option.“