In Berlin-Adlershof ermöglicht der Fernwärmebetreiber BTB durch einen Net-Metering-Vertrag die Einbindung einer solarthermischen Großanlage und ein bislang einmaliges Plusenergie-Quartierskonzept.

Die Besonderheit dieses ökonomischen Modells wird gerade in diesen Tagen klar. Denn während die 613 Quadratmeter CPC-Vakuumröhren-Kollektoren von Ritter XL auf zwei Dächern der Neubausiedlung an der Newtonstraße in Berlin-Adlershof bereits seit Pfingsten an schönen Tagen 2 Megawattstunden Wärme erzeugen, lebt in den Wohnungen darunter noch kein Mensch, der diese Wärme verbrauchen könnte. Erst im September werden Mieter in die 128 Zwei- bis Vier-Zimmer-Wohnungen der fünf neuen sogenannten ‚Powerhouses‘ der HOWOGE Wohnungsbaugesellschaft mbH in Adlershof einziehen.
Aktuell speisen diese 613 Quadratmeter Röhrenkollektoren täglich 2 Megawattstunden Wärme ins Fernwärmenetz ein

Trotzdem kommt die Energie schon jetzt den künftigen Mietern zugute. Denn der Betreiber des Fernwärmenetzes in Adlershof, die BTB Blockheizkraftwerks-Träger- und Betreibergesellschaft mbH, hat dem Wohnungsbauunternehmen einen besonderen Deal angeboten: Jede Kilowattstunde Solarwärme, die in den Gebäuden nicht gebraucht und deshalb ins Netz eingespeist wird, verrechnet der Netzbetreiber 1:1 mit der Wärme, die im Winter aus dem Netz bezogen wird.

Das ist kein bloßes Good-Will-, sondern ein Win-Win-Geschäft. Denn die Röhrenkollektoren können übers Jahr mehr Wärme erzeugen, als in den fünf Gebäuden verbraucht wird – obwohl nur zwei der fünf Dächer thermisch genutzt werden. Der Netzbetreiber streicht diesen Überschuss als Mehrwert ein. Zugleich ist aber gesichert, dass die Wohnungsgesellschaft keine Heizenergie zukaufen muss. Sie kann deshalb eine fixe Warmmiete anbieten, die vergleichsweise günstig ist. Sommerliche Wärmeüberschüsse, die bei üblichen Solaranlagen zur Stagnation führen und deren Wirtschaftlichkeit mindern, gibt sie einfach an das Netz ab. Weil das Netz als Puffer dient, werden für diese Art der solaren Vollversorgung keine großen, teuren Speicher benötigt. Für die Versorgung der fünf Gebäude sind insgesamt nur 10 Kubikmeter Speichervolumen vorgesehen, die sich auf vier Standardtanks verteilen. Diese werden von der Solarthermieanlage zunächst kaskadenartig gefüllt. Sobald sie voll sind, geht die ganze Solarleistung ins Fernwärmenetz. Ein Pluspunkt ist dabei aus Sicht des Netzbetreibers, dass die Kollektoren in der Lage sind, mit 90 bis 95 Grad in den heißeren Vorlauf des Fernwärmenetzes einzuspeisen. Ursprünglich war lediglich eine Einspeisung in den kühleren Rücklauf geplant, was die Effizienz der angeschlossenen KWK-Anlagen vermindert hätte. Für die Vorlaufeinspeisung wurde die Verrohrung sogar nachträglich verändert.

Guido Bröer