Statusworkshop beim Dresdener Fernwärmekolloquium als Meilenstein.

Die Solarthermie ist als CO2-freie Erzeugungsoption inzwischen in der Fernwärmebranche angekommen. Dies zeigte der Statusworkshop ‘Solarthermie in der Fernwärme’, zu dem das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie am Rande des Dresdener Fernwärmesymposiums im September eingeladen hatte. 200 Teilnehmer – darunter zwei Drittel von Wärmeversorgern – erlebten, was der Geschäftsführer des Effizienzverbandes AGFW, Werner Lutsch, für die Fernwärmebranche so auf den Punkt brachte: ‘Wir haben früher noch gewisse Berührungsängste gehabt, aber mittlerweile sind wir darüber hinweg.’

Das dürfte nicht zuletzt am Impuls der EU-Kommission liegen, die Jahr für Jahr eine 1-prozentige Erhöhung des regenerativen Anteils an der Wärme- und Kälteversorgung im Entwurf ihres Energiepaketes fordert. Das Interesse von deutschen Fernwärmebetreibern ist aber auch einfach deshalb gewachsen, weil die Betriebsdaten der neuesten solaren Wärmenetze nun auch in Deutschland zeigen, dass Solaranlagen die Wirtschaftlichkeit der Fernwärmeversorgung nicht mehr per se belasten, sondern deutlich verbessern können. Die vor Jahresfrist eingeweihte Anlage der Stadtwerke Senftenberg mit ihrer 8300 m2 großen Kollektorfläche und einer Leistung von bis zu 5 MW hat hier Maßstäbe gesetzt.

Die Investitionsentscheidung für die solare Erzeugungsoption sei aus rein wirtschaftlichen Gründen gefallen, betonen die Senftenberger Stadtwerke. Im ersten vollen Betriebsjahr lieferte die Anlage mehr als den erwarteten Ertrag von 4 Gigawattstunden an das Fernwärmenetz. Die CPC-Vakuumröhren-Kollektoren speisten dabei zumeist in den Vorlauf ein. Für Betreiber klassischer Fernwärmenetze ist das ein Argument.

Auch die ebenfalls vor gut einem Jahr installierte Flachkollektoranlage im Chemnitzer Stadtteil Brühl, die in ein separates LowEx-Netz einspeist, findet in der Branche besonderes Interesse, wie die rege Teilnahme an einer Exkursion am Folgetag des Kolloquiums bewies. Beide Anlagen, Senftenberg und Chemnitz, werden auch deshalb aufmerksam beobachtet, weil sie für verschiedene Konzepte eines Frostschutzes ohne Glycol stehen.

Der nächste Quantensprung für die solare Fernwärmeversorgung in Deutschland kündigt sich in der brandenburgischen Stadt Hennigsdorf an. Die dortigen Stadtwerke wollen die Fernwärmeversorgung der Industriestadt mit 26 000 Einwohnern innerhalb der nächsten Jahre klimaneutral machen. Neben einem vorhandenen Biomasse-Heizwerk und 30 Prozent bislang ungenutzter Abwärme aus dem örtlichen Elektrostahlwerk sollen unter anderem zwei Solarthermieanlagen mit 3000 m² und 17 000m² ihren Beitrag liefern. Die Drehscheibe für alles bildet ein 22 000m³ Wasser fassender multivalenter Wärmespeicher, der mit einer neuartigen schwimmenden Abdeckung ausgestattet sein soll.

Beeindruckt von solchen Aussichten zeigte sich in Dresden der Vertreter des gastgebenden Bundeswirtschaftsministeriums, Unterabteilungsleiter Dr. Frank Heidrich. Sein Fazit: ‘Fernwärme und Solarthermie – hier kommt zusammen, was zusammen gehört.’