Am 29. Oktober fand beim Verband Norddeutscher Wohnungsunternehmen in Hamburg der Workshop „Solare Wärmenetze in der Wohnungswirtschaft“ statt. Vorangegangen war im April 2018 eine Umfrage des Gesamtverbands der Wohnungswirtschaft unter rund 300 Mitgliedsunternehmen.

Die Umfrage lieferte interessante Ergebnisse: Zahlreiche Wohnungsunternehmen verfügen über eigene Wärmenetze und es besteht Interesse an der Integration großflächiger Solarthermie. Rund 25 Teilnehmende folgten der Einladung des vom BMWi geförderten Projekts Solnet 4.0 und diskutierten im Workshop Praxisbeispiele sowie Möglichkeiten, um solare Wärmenetze vermehrt in der Wohnungswirtschaft umzusetzen.

Im Gespräch wurde deutlich, dass die Realisierung von neuen solaren Wärmenetzen in der Wohnungswirtschaft hohe Anfangshürden überwinden muss: Zwar gibt es in vielen Wohnungsunternehmen ein generelles Interesse, den Energieverbrauch ihrer Immobilien weiter zu senken, jedoch stehen Themen wie bezahlbare Mieten, hohe konjunkturbedingte Baukosten und niedrige Erdgaspreise einer personalaufwendigen Projektentwicklung häufig entgegen. Auch der Respekt vor immer komplexer werdenden Anlagensystemen wurde als Vorbehalte auf Seiten der Wohnungswirtschaft diskutiert. Stadtwerke und Contractoren wurden daher als potenziell wichtige Partner der Wohnungswirtschaft identifiziert, wenn diese eine faire Preisgestaltung anbieten.

Ein weiterer wichtiger Diskussionspunkt lag in der Frage der energetischen Bilanzierung: Die bestehende Bilanzierung auf der Basis von Primärenergiefaktoren sowie die gebäudebezogene Betrachtung erschien zahlreichen Teilnehmern überholt. Diskutiert wurde der Bedarf nach neuen Methoden zur Bilanzierung von Quartieren oder Wohnungsbeständen, die Abkehr vom System der Primärenergiefaktoren hin zu CO2-Bilanzierungen und die Einführung von Herkunftsnachweisen für Erneuerbare Wärme.

Auch die Frage der Flächenverfügbarkeit für große solarthermische Anlagen wurde thematisiert. Während in Großstädten das Flächenangebot aufgrund der hohen Grundstückspreise aus Sicht der Workshop-Teilnehmer stark begrenzt ist und daher (mit entsprechend höheren Kosten) auf Dachflächen sowie Flächen weiter außerhalb der Städte ausgewichen werden muss, sind im Umfeld kleiner Städte auch Freiflächenanlagen denkbar. Dabei ist die Flächeneffizienz der Solarthermie vergleichsweise hoch, wie Thomas Pauschinger vom Steinbeis Forschungsinstitut Solites betonte: Um 15% des heutigen Fernwärmebedarfs solarthermisch zu  erzeugen ( d.h. ca. 12 TWh/a), wäre bundesweit lediglich eine Fläche von rund acht mal acht Kilometern nötig; das entspricht lediglich rund 20% der bereits heute mit Fotovoltaik-Freiflächen-Anlagen belegten Fläche.

Der Workshop wurde auch von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank unterstützt.

Meldung und Foto: Hamburg Institut