Eine Machbarkeitsstudie im Auftrag der schleswig-holsteinischen Stadt Preetz hat die Wirtschaftlichkeit einer Solarunterstützung für ein geplantes neues Wärmenetz belegt, das neben Solaarkollektoren auch von einer bestehenden Biogasanlage und Holzhackschnitzelnversorgt werden soll.

Ausgehend von der Biogasanlage eines Landwirts in der Nachbargemeinde Pohnsdorf, die bereits seit dem vergangenen Jahr ein kleines Wärmenetz mit 700 Metern Trassenlänge versorgt, könnte in Preetz ein 15 Kilometer langes Netz entstehen. Zugleich würde der Landwirt seine Anlage flexibilisieren, also mit einem weiteren Blockheizkraftwerk ausstatten, um sie dann nur noch bei hohem Strombedarf zu betreiben.Die außergewöhnliche Machbarkeitsstudie hat die Unternehmensberatung Treurat und Partner gemeinsam mit dem dänischen Ingenieurbüro Rambøll unter Beteiligung interessierter Bürger der Kommune erarbeitet. Sie vergleicht drei Varianten ganz oder weitgehend regenerativer Wärmeversorgungen mit einem vierten Referenzszenario, bei dem neben der Biogasanlage der Großteil der Wärme von einem Erdgaskessel beigesteuert würde.

Bemerkenswert: Alle Regenerativvarianten mit Holz und Sonne erreichen nach den Berechnungen deutlich günstigere Wärmegestehungskosten als die fossile Referenzanlage. Am wirtschaftlichsten, sprich mit den geringsten Kilowattstundenpreisen, stellt sich derzeit die Variante dar, bei der eine 6 300 Quadratmeter große Solaranlage rund 19 Prozent der pro Jahr benötigten Wärme liefert. 61 Prozent kämen aus Holzhackschnitzeln, 15 Prozent aus Biogas und lediglich 5 Prozent aus einem Erdgas-Reservekessel, der nur an besonders kalten Tagen einspringen würde.

,Während der Sommermonate könnten wir die Biogasanlage komplett abstellen‘, erläutert Hans Eimannsberger, der Initiator der Wärmenetz-Idee. Der frühere Leiter der Energiestiftung Schleswig-Holstein, treibt jetzt als Vorruheständler ehrenamtlich die Wärmewende in seinem Wohnort Preetz voran. Wärmenetz und Erzeugungsanlagen sollen von den Bürgern selbst betrieben werden. ,Noch im Februar wollen wir die Energiegenossenschaft gründen‘, berichtet Eimannsberger, der sich über mangelndes Interesse nicht beklagen kann. Zu einer Bürgerversammlung waren Ende vergangenen Jahres 140 Preetzer ins Rathaus geströmt, so dass die Stühle im Sitzungssaal nicht reichten. Spontan trugen sich mehrere Dutzend Preetzer in die Interessentenliste für eine Energiegenossenschaft ein.

,Die Genossenschaft ist die günstigste Lösung, weil wir wenig Luft im Wärmepreis haben‘, berichtet Gerrit Müller-Rüster von Treurat und Partner. So komme man in den konservativen Kalkulationen bereits auf einen Endkundenpreis von weniger als 10 Cent pro Kilowattstunde. Eimannsberger ist dies allerdings noch nicht günstig genug. Er möchte mit einem noch niedrigeren Wärmepreis auch skeptische Hausbesitzer und einige Wohnungseigentümergemeinschaften überzeugen, um mindestens eine 70-prozentige Anschlussquote in dem zu versorgenden Gebiet zu erreichen. Deshalb laufen derzeit Verhandlungen, um günstigere Planungs- und Finanzierungskosten und möglicherweise weitere Zuschüsse für das in dieser Konstellation in Deutschland bislang einmalige Projekt zu mobilisieren.

Text: Guido Bröer