34 solarthermische Großanlagen mit einer Gesamtleistung von 44 Megawatt (MW) und einer Bruttokollektorfläche von 62.700 Quadratmetern sind derzeit in Deutschland in Fernwärmenetze eingebunden. Die Branche, die am 04.06.2019 beim 3. Forum Solare Wärmenetze in Stuttgart ihre Perspektiven erörterte, erwartet für die nächsten Jahre ein beschleunigtes Wachstum und stellt sich langfristig auf einen fünfzigfach vergrößerten Markt ein.

Allein im Jahr 2019 werden voraussichtlich weitere 19 Megawatt mit 23.200 m2 Kollektorfläche an den Start gehen. Denn Deutschlands Fernwärmeversorger haben die Sonne entdeckt. Allen voran die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim, die aktuell die größte deutsche Solarthermieanlage mit 14.800 m2 bauen. Bislang halten den deutschen Rekord die Stadtwerke Senftenberg, die allein im vergangenen Jahr mit ihrer 8.300 m2 großen Anlage 4.720 Megawattstunden für ihr Fernwärmenetz geerntet haben.

“Solarthermie ist ein ganz wesentlicher Baustein für die Dekarbonisierung der Fernwärme”, sagte Helmfried Meinel, Ministerialdirektor des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und Gastgeber des 3. Forums Solare Wärmenetze in Stuttgart. “Wir sind froh und auch ein bisschen stolz, dass sich unser Bundesland zu einem der Hotspots für große Solarwärmeanlagen in Deutschland entwickelt hat. Wir werden diese dynamische Entwicklung als Land weiterhin unterstützen, denn für die Wärmewende ist Fernwärme mit einem zunehmenden Anteil von erneuerbaren Energien ein entscheidender Baustein.”

Für die kommenden fünf Jahre bis 2023 erwartet Dirk Mangold, Leiter des Steinbeis-Forschungsinstituts Solites, eine Verdopplung der Anlagenzahl auf 70 große Solarsysteme mit einer Verdreifachung der Leistung auf dann 140 MW. “Diese Zahl errechnet sich aus bereits laufenden Projekten und konkreten Machbarkeitsstudien, wobei wir die jeweilige Realisierungswahrscheinlichkeit als Faktor einkalkuliert haben”, erläuterte Mangold. Gemessen an den offiziellen Ausbauzielen wie sie in der Energieeffizienzstrategie Gebäude der Bundesregierung dargelegt sind, könne die derzeitige, sehr positive Marktentwicklung freilich nur als ein Anfang betrachtet werden, betonte der Wissenschaftler: “Bis zum Jahr 2050 möchte die Bundesregierung den Beitrag der Solarthermie zur Fernwärmeversorgung massiv steigern. Bei einem Anteil von 15 Prozent entspricht dies 12 Terawattstunden pro Jahr. Dafür wird eine installierte Leistung von rund 21 Gigawatt benötigt, also eine Kollektorfläche von rund 30 Millionen Quadratmetern. Wir brauchen somit einen Zubau von 1 Million Quadratmetern pro Jahr. Das bedeutet einen Faktor 50 gegenüber dem heutigen Markt!”

Dass dies technisch machbar und ökonomisch für die Wärmenetzbetreiber interessant ist, davon konnten sich die Teilnehmer des 3. Forums Solare Wärmenetze am zweiten Veranstaltungstag überzeugen. Exkursionen führten sie einerseits zu den städtischen Fernwärmenetzen in Crailsheim (7.400 m2 Solarthermie) und Ludwigsburg (14.000 m2 im Bau). Zum anderen wurden die zwei Solarenergiedörfer Radolfzell-Liggeringen und Randegg in der Bodenseeregion besichtigt, von denen es deutschlandweit bereits neun gibt. Allein im vergangenen Jahr gingen fünf solcher ländlichen Dorf-Wärmeversorgungen mit Holzfeuerung und Solarkollektorfeldern von jeweils 1.000 bis 3.400 m2 Kollektorfläche in Betrieb.

Netzgebundene solarthermische Anlagen entwickeln sich in allen Marktsegmenten positiv. Für die kommenden Jahre sind vor allem große Anlagen für städtische Fernwärme in Vorbereitung.

Ein Infoblatt mit vielen weiteren Informationen zum aktuellen Marktstatus solarer Wärmenetze finden Sie unter: https://www.solar-district-heating.eu/documents/infoblatt-solare-warmenetze-nr-2/