Natur- und Artenschutz kann bei der Planung von Solarthermie-Freiflächenanlagen ein wesentlicher Aspekt sein.

Ähnlich wie bei der Photovoltaik können auch von solarthermischen Freiflächenanlagen Flora und Fauna stark profitieren. Darauf weist eine neue Broschüre des Projekts Solnet 4.0 hin, in dem das Steinbeis Forschungsinstitut Solites, der Fernwärmeverband AGFW, das Hamburg Institut und die Zeitschrift Energiekommune zusammenarbeiten.

Sofern bei Planung und Betrieb solarthermischer Freiflächenanlagen einige einfache Grundsätze beachtet werden, können die Flächen neben der Energiegewinnung zugleich als hochwertige Habitate im Sinne des Naturschutzes dienen. Positive Effekte ergeben sich schon deshalb, weil die Flächen zum Zwecke der Energiegewinnung über sehr lange Zeiträume zum Beispiel intensiver Landwirtschaft oder sonstiger Nutzung entzogen werden. Häufig lassen sich auf derselben Fläche, auf der Energie gewonnen wird, Ausgleichsmaßnahmen für den technischen Eingriff in das Landschaftsbild erzielen, den eine solche technische Anlage unweigerlich darstellt. Über die reine Ausgleichsregelung hinaus, die das Genehmigungsrecht vorsieht, kann mit gezielten Maßnahmen neben sauberer Energie auch ein ökologischer Mehrwert in Form einer enormen Artenvielfalt erzielt werden.

Aus ökonomischer Sicht helfen den Betreibern dabei Ökopunkte oder perspektivisch auch Zertifizierungssysteme, wie sie derzeit mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für den Photovoltaikbereich entwickelt werden.

Solarthermieanlagen in Fernwärmenetzen werden in den kommenden Jahren in Deutschland eine zunehmende Rolle für die Energiewende auf kommunaler Ebene spielen. Bislang tragen sie mit einer Leistung von rund 70 Megawatt zur Wärmeversorgung in Deutschland bei. Freiflächenanlagen sind dabei die wirtschaftlich attraktivste Form, große Mengen Solarenergie für die Wärmenetze zur Verfügung zu stellen. Zugleich liegt die Solarthermie mit einem Energieertrag von rund 2000 Megawattstunden Wärme pro Hektar Landfläche in punkto Flächeneffizienz mit Abstand an der Spitze der erneuerbaren Energien. Neben landwirtschaftlich genutzten Flächen kommen für die Solarthermie auch Konversionsflächen wie ehemalige Deponien in Frage. Auch die bislang größte deutsche Solarthermieanlage in Ludwigsburg/Kornwestheim ist auf einer solchen Deponiefläche errichtet worden.

„Die Flächensuche ist für die verstärkte Solarthermie-Nutzung eine wesentliche Herausforderung. Wenn der Naturschutz bei der Planung von vornherein adressiert wird, kann sich dies doppelt lohnen: für den Klimaschutz und die Artenvielfalt, deren Bedeutung für eine nachhaltige Zukunft noch zu oft unterschätzt wird”, sagt Matthias Sandrock vom Hamburg Institut.

Das Infoblatt Solare Wärmenetze Nr. 6, „Solarthermieanlage als Biotop” steht in der Solnet 4.0-Wissensdatenbank unter www.solare-waermenetze.de zum kostenlosen Download bereit.

Foto: Solites
Text: Guido Bröer